„Lasst uns ein Brainstorming machen!“

… ruft immer irgendwer aus, wenn neue Ideen her müssen. Brainstorming ist für die meisten Menschen Synonym für Ideenfindung. Diese Kreativtechnik ist beliebt, jedoch keinesfalls der beste Weg zu den besten Ideen.

Brainstorming braucht man nicht erklären, was schonmal ein großer Vorteil der Methode ist. Alle wissen, worum es geht: Ideenfindung in der Gruppe. Man setzt sich mit ein paar Kolleg*innen zusammen und jede*r wirft Ideen zur Fragestellung ein. Brainstorming ist naheliegend und unkompliziert. Nicht nur im kreativen Umfeld ist die Technik weit verbreitet.

Der Werber Alex F. Osborn prägte den Begriff Brainstorming bereits in den 1930er Jahren für Kreativprozesse in der Gruppe. Seine damals aufgestellten Regeln gelten uneingeschränkt bis heute.

Regeln für erfolgreiches Brainstorming:

  1. Bewertet wird später. Brainstorming dient dazu, alles zu sammeln, was den Teilnehmenden einfällt.
  2. Spinnen erlaubt. Gerade verrückte Ideen erweisen sich bei näherer Betrachtung manchmal als großer Schritt in die richtige Richtung.
  3. Ideen gehören allen. Baue auf dem auf, was die anderen beitragen. Behalte keine guten Einfälle für dich.
  4. Viel hilft viel. Je mehr Ideen zusammengetragen werden, umso mehr Auswahl hat man, um die Lösung darauf aufzubauen.
  5. Verliere nicht das Ziel aus den Augen.

Brainstormings sind das Salz in der Suppe meiner täglichen Arbeit. Die Atmosphäre ist offen, kreativ und grenzensprengend – der perfekte Gegenpol zur Routine des Alltags. Ein effizientes Brainstorming benötigt zwei Dinge: Ein bunt gemischtes Team für alle denkbaren Impulse und eine klare Fragestellung, die moderiert bearbeitet wird. Design Thinking und andere kreative Entwicklungsmethoden bieten dabei viele Möglichkeiten, um in kurzer Zeit neue Ideen zu produzieren. Für die Nachhaltigkeit dieser Ideen braucht es allerdings auch entsprechende Folgetermine, um sie auf Machbarkeit zu prüfen und sie auf ein strategisches Fundament zu stellen.

Nina Grass, Senior Experience Strategist bei George P. Johnson

Brainstorming Prozess

Vorteile von Brainstorming:

  • Schnelles Sammeln und Austauschen von vorhandenen Ideen in der Gruppe
  • Anknüpfen und gemeinsames Weiterentwickeln von Ideen
  • Keine Vorbereitung nötig
  • Wer sich nicht beteiligen möchte, kann sich raushalten.

Nachteile von Brainstorming:

  • Der/die Kommunikativste erhält die meiste Aufmerksamkeit.
  • Schüchterne oder zurückhaltende Menschen melden sich nicht zu Wort.
  • Hierarchien unter den Teilnehmern beeinflussen den Prozess.
  • Durch das Zuhören, während andere ihre Ideen vorstellen, wird der eigene Denkprozess unterbrochen.
  • Ideen werden unsystematisch gesammelt, was herauskommt ist reiner Zufall.
  • Vor allem naheliegende Lösungen kommen auf den Tisch.
  • Die besten Ideen sind oft nicht die naheliegenden. Zu diesen dringt man mit Brainstorming kaum vor.

Eine von vielen Untersuchungen zu den Schwächen von Brainstorming ist hier nachzulesen.

Wie stehe ich zu Brainstorming?

In 15 Jahren Berufsleben habe ich an hunderten Brainstormings teilgenommen. Ich wurde in der Agentur häufig von anderen Teams eingeladen, Ideen beizusteuern, was mir leicht fällt und viel Spaß macht. Leider habe ich auch viele Brainstormings erlebt, die reine Zeitverschwendung waren. Entweder war die Gruppe zu groß, die Moderation nicht beherzt und zielführend oder Einzelne haben den Prozess mit ihren Redebeiträgen dominiert. In kleinen, motivierten Gruppen habe ich stets gute Erfahrungen gemacht.

Dennoch setze ich (Gruppen-)Brainstorming in meinen Trainings nicht ein. Es gibt viele andere Techniken, die in meinen Augen einfach besser funktionieren, wenn es darum geht, verschiedenste Ideen zu einer Problemstellung zusammenzutragen. Ich liebe beispielsweise Mindmapping, Brainwriting oder das in Design Sprints gern genutzte Crazy8s. Weitere Kreativtechniken habe ich hier vorgestellt.

Ich bin überzeugt davon, dass die besten Ideen in Nischen gedeihen, in die kein Sturm hineinbläst. Daher lohnt es sich, neben dem Brainstorming auch andere Kreativtechniken einzusetzen, die das volle Potenzial der Vielfalt im Unternehmen hervorbringen. Probieren Sie es einfach aus! Sie werden überrascht sein, welche guten Ideen Personen beitragen, die in Brainstormings geschwiegen hätten.

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